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Richemont: Comeback der chinesischen Luxuskundschaft

Richemont ist das weltweit drittgrößte Luxusgüterunternehmen und Marktführer für Luxusmarkenschmuck, der weiterhin überdurchschnittlich wachsen dürfte. Die Luxusklientel ist vergleichsweise wenig sensitiv hinsichtlich normaler konjunktureller Abschwächungen oder hoher Inflationsraten. Gleichzeitig besitzt Richemont eine starke Position bei chinesischen Kunden, die nach den Coronalockerungen wieder verstärkt reisen und einkaufen. Die jüngste leichte Umsatzenttäuschung dämpft kurzfristig.

Luxus verspricht langfristiges Wachstum
Neben dem überdurchschnittlichen Wachstum der Luxusgüterbranche in der Vergangenheit lässt die strukturelle wirtschaftliche Expansion und dadurch entstehende neue »Wohlstandseliten« in Asien weitere überdurchschnittliche Zuwächse der Industrie erwarten. Luxusmarken greifen dabei in der Regel auf eine Geschichte oder langjährige Tradition zurück und lassen sich nicht einfach replizieren oder kurzfristig konstruieren. Sie besitzen deswegen Alleinstellungsmerkmale und die Marktposition ist nicht ohne Weiteres angreifbar. Preiskämpfe oder Rabattschlachten gibt es so gut wie nicht und würden die Marken beschädigen. Zudem ist die Luxusklientel vergleichsweise konjunkturresistent, liebt die Produkte gerade wegen ihrer Exklusivität und ist auch bereit, Preiserhöhungen zu akzeptieren.

Strategie von Metamorphose geprägt
Richemont ist eine Holding, die in der Vergangenheit auch in anderen Bereichen tätig war (zum Beispiel Tabak, Spirituosen, Rohstoffe). Nach dem Erwerb von Cartier im Jahr 1979 hat sich das Unternehmen im Laufe der Zeit und insbesondere seit den Neunzigerjahren aber immer stärker auf »harte« Luxusgüter wie Uhren und Schmuck (Hard Luxury) spezialisiert (im Gegensatz zu Soft Luxury wie Bekleidung, Handtaschen). Seit 2007 hat Richemont zudem den Schmuckbereich von 24 Prozent auf über 50 Prozent des Umsatzes ausgebaut, während das Gewicht des zyklischeren Uhrengeschäfts von 47 auf 32 Prozent gesunken ist. Die höhere Schwankungsanfälligkeit von Uhren ergab sich auch durch den stärkeren Vertrieb über externe Händler und deren Lagerbestandsmanagement. Etwa im gleichen Zeitraum ist der Umsatzanteil in China seit 2006 von unter 3 Prozent auf etwa 35 Prozent (vor Corona) gestiegen und die eigenen Vertriebskanäle stehen inzwischen für über 70 Prozent vom Umsatz. Das ist wichtig, um den Einfluss auf die Preissetzung und damit die Exklusivität zu bewahren.

Richemont ist heute am Umsatz gemessen knapp hinter Kering das weltweit drittgrößte Luxusgüterunternehmen und Weltmarktführer bei Schmuck. Von 21 »Maisons« (Häuser/Marken) haben 14 eine über 100-jährige Tradition. Das ist nicht einfach replizierbar.

Regionale Aufstellung vielversprechend
Betrachtet man die Zeit vor der Pandemie, so hatte Richemont das zweithöchste Exposure zu chinesischen Kunden innerhalb des Luxussektors (etwa 35 Prozent des Umsatzes vor der Pandemie) und hat unter den erheblichen Einschränkungen der Null-Covid-Politik natürlich auch sehr gelitten. Zwar bleibt der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung in China nach deren Beendigung Ende 2022 etwas hinter den Erwartungen zurück, die Nachfrage nach Luxusgütern erholt sich aber außerordentlich stark. Der chinesische Markt wies außerdem historisch ein durchschnittliches Wachstum von über 20 Prozent auf.

Das innen- und außenpolitische Risiko schwingt in China aber mit Blick auf zahlreiche Konflikte mit (Taiwan, Handelspolitik, Menschenrechte, Russlandpolitik). Nach einer Phase verstärkter innenpolitischer Regulierung scheint die chinesische Wirtschaftspolitik sich aber wieder stärker auf Wachstum und den privaten Konsum zu konzentrieren. Daneben hat Richemont aber auch einen starken regionalen Bezug zu sehr wohlhabenden und wachstumsstarken Kunden im Mittleren Osten (ca. 8 Prozent des Umsatzes). Die Geschäftstätigkeit in Russland hat Richemont kurz nach Kriegsbeginn ausgesetzt.

Grafik 1: Wertentwicklung Richemont

Stand: 20. Juli 2023; Quelle: Reuters
Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informationen zu der hier dargestellten Wertentwicklung entnehmen Sie bitte den Angaben in den Rechtlichen Hinweisen.

»Markenschmuck« mit Potenzial
Neben der regional vorteilhaften Aufstellung dürfte Richemont auch von der gestiegenen Ausrichtung auf Schmuck profitieren. Schmuck wird unter anderem deswegen großes Aufholpotenzial zugeschrieben, weil »Markenschmuck« in diesem Segment noch vergleichsweise unterrepräsentiert ist und teilweise von der Industrie auch vernachlässigt wurde. Aber nachdem LVMH mit der Tiffany-Übernahme den Bereich verstärkt hat, dürfte die gesamte Industrie von einer erhöhten Aufmerksamkeit und einer verbesserten Vermarktung profitieren.

Mit den Marken Cartier und Van Cleef & Arpels (beide mit über 100-jähriger Geschichte) ist Richemont Weltmarktführer für »Markenschmuck«. LVMH wird nach der Tiffany-Übernahme ein starkes Interesse an Cartier nachgesagt. Eine Übernahme von Richemont ist aber aufgrund der Stimmrechtsmehrheit der Gründerfamilie Rupert nicht so einfach möglich, ein separater Verkauf von Cartier ist zwar grundsätzlich denkbar, erscheint aber wegen der Bedeutung für die gesamte Schmuckstrategie unwahrscheinlich. LVMH war bereits bei einem Versuch, Hermès zu übernehmen, am Widerstand der Familienaktionäre gescheitert.

Daneben ist nach Jahren sehr deutlicher Preiserhöhungen bei »weicher« Luxusware (zum Beispiel Lederhandtaschen) die preisliche Attraktivität für Schmuck gestiegen. Für Richemont hat sich der Schwenk von den Uhren zum Schmuck zudem bereits gelohnt, weil er deutlich stärker gewachsen ist, sich in der Vergangenheit als weniger zyklisch erwiesen und im vergangenen Geschäftsjahr 2022/2023 mit 34,9 Prozent eine deutlich höhere operative Marge erzielt hat als der Uhrenbereich (19 Prozent).

Soziale Netzwerke spielen auch für die Luxusgüterindustrie eine immer wichtigere Rolle bei der Vermarktung. Da an Schmuck aber keine größeren Markennamen angebracht werden können, kommt es auf bekannte Logos/Symbole an, deren Etablieren Jahre oder Jahrzehnte dauert.

Yoox Net-A-Porter (YNAP) – eine unglückliche Onlineverbindung vor der Lösung
Ein weniger erfolgreiches Kapitel der Unternehmensgeschichte ist  der Einstieg bei der Onlineplattform Net-A-Porter (2002) und der spätere komplette Erwerb des mit Yoox zur YNAP fusionierten Unternehmens (2018) mit dem Ziel, Luxusgüter/-mode online zu verkaufen. Allerdings hat YNAP die Erwartungen nie erfüllt und stattdessen hohe Verluste produziert, für die sich nun aber eine Linderung abzeichnet.

Ende August 2022 hat Richemont angekündigt, 50,7 Prozent von YNAP an den britischen Onlinehändler Farfetch (47,5 Prozent) und Alabbar (3,2 Prozent) zu veräußern, und eine Partnerschaft mit Farfetch vereinbart. Damit wird YNAP zu einer anbieterneutralen Plattform, was sich positiv auf die Angebotsvielfalt auswirken dürfte. Farfetch erhält darüber hinaus die Option, den restlichen Richemont-Anteil zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben. Alternativ könnte der Richemont-Anteil an die Börse kommen. Als Kaufpreis erhält Richemont Farfetch-Aktien im Wert von knapp 450 Millionen US-Dollar sowie einen potenziellen »Nachschlag« von 250 Millionen US-Dollar nach fünf Jahren. Alabbar zahlt in Aktien aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit YNAP.

Die Transaktion soll Ende 2023 abgeschlossen sein, noch stehen einige wettbewerbsrechtliche Genehmigungen aus. Dafür ist eine nicht zahlungswirksame Sonderabschreibung von umgerechnet 3,4 Milliarden Euro angefallen, die aber wegen der operativen Misere unvermeidbar war. Einerseits erhöht sich nun aber die Chance auf einen Turnaround bei YNAP und andererseits führt der Anteilsabbau zu einer mittleren bis hohen einstelligen prozentualen Verbesserung des operativen Ergebnisses.

Management/Bewertung
Verwaltungsratschef und Firmenpatriarch ist der Sohn des Unternehmensgründers, langjähriger Vorstandschef und Hauptaktionär Johann Rupert, dessen Familie die Stimmrechtsmehrheit hält. Die Marken innerhalb Richemonts werden als Einheiten unabhängig voneinander geführt, um die Identität und Exklusivität zu bewahren. Die zentrale »Holding« übernimmt übergreifende Aufgaben und Support wie Finanzierung, Logistik, Immobilien und Produktion.

Zwar liegt die Gewinnbewertung über dem Marktdurchschnitt, relativiert sich aber im Branchenvergleich (leichter Abschlag), wenn man die Nettoliquidität von über 6 Milliarden Schweizer Franken (ca. 7 Prozent der Marktkapitalisierung) von der Bewertung abzieht sowie durch das überdurchschnittliche Wachstumspotenzial mit der außerordentlich vielversprechenden regionalen Positionierung in der relativ konjunkturunempfindlichen Luxusgüterindustrie. Zudem führt das versetzte Geschäftsjahr dazu, dass das Gewinnbewertungsniveau 2024 eigentlich mit 2023 bei den Wettbewerbern zu vergleichen ist.

Umsatzentwicklung zum Auftaktquartal dynamisch, aber nicht gut genug
Richemont hat den Umsatz im Auftaktquartal 2023/2024 währungsbereinigt um 19 Prozent gesteigert und damit die zuletzt gestiegene Markterwartung um etwa 2 Prozentpunkte verfehlt, dabei gab es auch einige deutlich optimistischere Schätzungen (die Ertragszahlen werden nur halbjährlich berichtet). Zum Wachstum trug vor allem der wichtige Schmuckbereich bei (+24 Prozent, über 90 Prozent des operativen Gewinns), der etwa auf Höhe des Konsenses lag. Das für die Ergebnisentwicklung weniger wichtige Uhrengeschäft verfehlte ihn (+10 Prozent vs. +14 Prozent erwartet), ebenso wie der Bereich Sonstiges (+6 Prozent vs. +13 Prozent). Regional profitierte Richemont wie erwartet besonders von der Nachfrage aus Asien/Pazifik nach dem China-Reopening (+40 Prozent), was die erwartete Abschwächung in Amerika (–2 Prozent) kompensieren konnte. Europa und Japan entwickelten sich etwa wie prognostiziert, der Mittlere Osten/Afrika besser (+15 Prozent vs. +10 Prozent).

Eine Jahresprognose gibt es wie üblich nicht. Weitere Details zur Umsatzentwicklung dürften vom Management im Nachgang erläutert werden. Wir rechnen nach dem guten Vorquartal und den positiven Ergebnisrevisionen nun eher mit einer leichten Korrektur nach unten, die aber angesichts des Abschneidens des Schmuckbereichs begrenzt bleiben sollte.

Wir sehen Richemont weiterhin als exzellent positioniert im Luxusgüterbereich und das Unternehmen sollte als besonderer »China-Reopening«-Profiteur nach den harten Coronalockdowns weiterhin von der Nachfrageerholung in und aus China profitieren. Die Umsatzenttäuschung dürfte kurzfristig jedoch auf die Stimmung drücken.

Produktidee: PARTIZIPIEREN SIE AN DER ENTWICKLUNG VON RICHEMONT

Nutzen Sie die Experteneinschätzungen und partizipieren Sie an der Entwicklung der Richemont-Aktie. Mit Hebelprodukten von Société Générale können Sie gehebelt auf kurzfristige Marktveränderungen setzen. Ein Überblick über das gesamte Produktspektrum steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung.

Aber Achtung: Da die von Société Générale angebotenen Produkte in Euro notieren, der Handelspreis von Richemont in Schweizer Franken, besteht für den Investor ein Währungsrisiko. Ein steigender Euro/Schweizer Franken-Wechselkurs wirkt sich negativ auf den Wert des Produkts aus.

BEST Turbo-Optionsscheine

WKN

Basiswert

Typ

Basispreis/Knock-Out-Barriere

Hebel

Quanto

Laufzeit

Geld-/Briefkurs

SD8 9HX

Richemont

Call

63,6946 CHF

1,9

Nein

Unbegrenzt

7,61/7,62 EUR

SQ4 BRY

Richemont

Call

111,6657 CHF

5,3

Nein

Unbegrenzt

2,68/2,69 EUR

SV9 PP5

Richemont

Call

121,6525 CHF

8,6

Nein

Unbegrenzt

1,64/1,65 EUR

SV9 PP9

Richemont

Put

189,5605 CHF

2,5

Nein

Unbegrenzt

5,69/5,70 EUR

SF6 ST2

Richemont

Put

169,5585 CHF

3,9

Nein

Unbegrenzt

3,60/3,61 EUR

SW0 BSD

Richemont

Put

149,5647 CHF

9,2

Nein

Unbegrenzt

1,54/1,55 EUR

Faktor-Optionsscheine

WKN

Basiswert

Strategie

Faktor

FXopt

Laufzeit

Geld-/Briefkurs

SB1 J96

Richemont

Long

2

Nein

Unbegrenzt

35,44/35,54 EUR

SB1 KBG

Richemont

Long

4

Nein

Unbegrenzt

24,43/24,61 EUR

SB1 KCU

Richemont

Long

6

Nein

Unbegrenzt

2,55/2,59 EUR

SN2 DLV

Richemont

Long

8

Nein

Unbegrenzt

3,76/3,86 EUR

SH0 LWE

Richemont

Short

–2

Nein

Unbegrenzt

4,73/4,74 EUR

SQ4 MEH

Richemont

Short

–4

Nein

Unbegrenzt

2,88/2,90 EUR

SV6 H9L

Richemont

Short

–6

Nein

Unbegrenzt

13,91/14,13 EUR

SQ8 74H

Richemont

Short

–8

Nein

Unbegrenzt

3,57/3,64 EUR

Stand: 20. Juli 2023; Quelle: Société Générale

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt zu Informationszwecken lediglich in Kurzform und stellt einen Auszug aus dem Gesamtangebot von Société Générale sowie keine Anlageempfehlung dar. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN. Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern, den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.