Michael Flender von Goldesel im Interview

WISSEN FÜR ERFOLGREICHES TRADING: Interview mit Michael Flender, Gründer der Börsenplattform »Goldesel Trading & Investing Community«

ideas: Herr Flender, Sie sind Gründer der Börsenplattform »Goldesel Trading & Investing Community«. Seit wann gibt es das Unternehmen und welche Dienstleistungen bieten Sie und Ihr Team an?
Michael Flender:
 Die Börsenplattform Goldesel.de bzw. deren Vorgänger gibt es seit rund zweieinhalb Jahren. Gestartet ist alles mit meiner Aktivität in den sozialen Netzwerken – vor allem auf Instagram unter dem Namen »goldeselinvesting«. Während der Coronakrise ist das Interesse am Thema Börse sprunghaft gestiegen, angefacht durch Homeoffice und damit mehr Zeit und natürlich die rasant gestiegenen Kurse. Ich habe hier dann sehr großes Interesse gespürt, dass die Follower weitergehende Informationen zu meinem Handelsstil und Ideen möchten. Von einem Abodienst bei Patreon über eine eigene erste Website sind wir jetzt mit der Plattform goldesel.de und eigener Goldesel-App, einer sehr aktiven Community und vielen Features einige Schritte weiter. Bei uns bieten wir vor allem aktiven Traderinnen und Tradern tägliche Markteinschätzungen, Trading-Ideen, Echtgelddepots und verschiedene Tools wie Newsticker an, die für einen erfolgreichen Handel sinnvoll sind. Der große Unterschied bei unserer Plattform ist, dass wir viele hauptberufliche Trader haben, die nachhaltig profitabel sind. Dieses Wissen wollen wir an die Community weitergeben.

In welchem Alter hat Sie die Faszination der Börse gepackt und wissen Sie noch, welche Ihre erste Aktie im Depot war?
Erste Kontakte mit der Börse hatte ich Mitte/Ende der Neunzigerjahre, als meine Eltern mir verschiedene Fonds gekauft haben und ich diese fleißig im Videotext beobachtet habe. Das waren Deka-Fonds und der Templeton Growth, ich habe mir dann alle paar Tage Notizen gemacht, wie die Kurse stehen, und mir damit quasi eine Art Chart auf dem Papier gemalt. Die Finanzkrise habe ich deshalb auch nur beiläufig gemerkt, weil die Fonds stark gefallen sind. Einzelaktien hatte ich da noch nicht. Informiert habe ich mich aber damals schon, vor allem mit einem Abo der Zeitung »Die Welt« – hier habe ich vor allem den Wirtschafts- und Finanzbereich gelesen. Die »Aktienkarriere« fing etwas später an, um 2001 herum, als ich ein Konto beim Onlinebroker Consors eröffnet habe. Dort habe ich dann auch meine ersten Aktien gekauft: müssten SAP und die Deutsche Bank gewesen sein. Die habe ich dann aber nach einigen Jahren wieder verkauft, weil ich auf den »Solarzug« aufgesprungen bin und dann eher Aktien wie Q-Cells, Solarworld und Co hatte. Ein »Glücksgriff«, den ich bis heute im Depot habe, war die MunichRe 2010. Und hier habe ich auch nicht vor, sie zu verkaufen.

Inzwischen bestreiten Sie einen erheblichen Anteil Ihres Lebens durch Trading. Haben Sie eine Veränderung bei Ihren Investmententscheidungen festgestellt, seitdem Sie Gewinn machen »müssen«?
Ich bin seit 2007 hauptberuflich »Trader«, erziele dadurch also mein Haupteinkommen. Seit einigen Jahren hat sich das durch die Firma natürlich etwas ausgeweitet, aber ich habe schon so einiges erlebt und bin dadurch auch deutlich gelassener geworden, auch wenn es mal eine Zeit lang nicht gut läuft. Und ganz wichtig: Diese Zeiten gibt es definitiv. Am Anfang sollte man entsprechend seine Fixkosten gering halten und sich einen Puffer aufbauen, dann gerät man auch in schwachen Börsenphasen nicht unter Druck, hier »zwanghaft diesen Monat Geld verdienen zu müssen«.

Viele kennen Sie vielleicht auch aus Instagram, wo Ihnen über 60.000 Menschen folgen. Welchen Anteil hat die Arbeit als (F)Influencer an Ihrem Alltag?
Instagram bzw. Social Media ist unterm Strich viel Arbeit, macht aber natürlich auch Spaß, sonst würde ich es nicht machen. Täglich verbringe ich damit meist mehr als drei Stunden für Stories, Livestreams, teils hunderte Nachrichten pro Tag beantworten usw. Es ist also wirklich sehr zeitintensiv, so einen Kanal nachhaltig erfolgreich laufen zu lassen.

Sie sind auf Ihrem Instagram-Kanal sehr offen, wenn es um Ihre Investments geht. Über Gewinne spricht jeder gern, tun Verluste vor einem breiten Publikum doppelt weh?
Ja, das ist in der Tat so. Durch Social Media hat man oft das Gefühl, alle machen nur Gewinne, man selber hat aber dauernd »Krücken« im Depot. Die Realität ist natürlich eine andere, ich zeige sie dann auch mal, indem ich über Verluste und Niederlagen spreche. Unterm Strich kommt das auch gut an, weil es für mehr Realität sorgt. An der Börse gibt es keine sicheren Gewinne und keine perfekte Strategie, dessen sollte sich jeder bewusst sein. Und sich nicht zu sehr von angeblich einfachen Gewinnen blenden lassen.

Ihnen folgen auch viele junge Menschen, die gerade ihre ersten Schritte an der Börse machen. Sehen Sie eine Art Verantwortung bei dieser Zielgruppe und was möchten Sie Ihren Followern mit auf den Weg geben?
Ja, mein Publikum ist eher jung, im Durchschnitt so 25 Jahre. Und hier sehe ich definitiv eine Verantwortung. Wenn es schlecht läuft, versuche ich schon, dass die Masse jetzt nicht wieder aufgibt und entnervt alles verkauft, genauso wie ich versuche, in Hypephasen daran zu appellieren, nicht zu spekulativ irgendwelche Hotstocks mit großen Summen zu handeln. Ich denke zumindest, einige haben deshalb auch 2022 im Bärenmarkt nicht die Flinte ins Korn geworfen, sondern sind dabeigeblieben.

Noch eine letzte Frage: Wenn Sie alle Aktien bis auf eine aus Ihrem Depot verkaufen müssten, welche würden Sie behalten und warum?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Aber ich glaube, ich würde dann Amazon nehmen, weil der Konzern einfach extrem breit aufgestellt ist und sich immer wieder neu erfindet mit neuen Produkten und Services – getreu dem Motto: »It’s still day one«.

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anja Schneider.