Sentiment-Analyse und Trading – Teil 2

Neben der in der vorherigen Ausgabe vorgestellten Put-Call-Ratio stellen die CoT-Daten ebenfalls einen nützlichen Sentiment-Indikator aus der Kategorie »harte Sentiment-Daten« dar.

Die US-Regulierungsbehörde für Futures- und Optionsmärkte CFTC (Commodity Futures Trading Commission) veröffentlicht jeden Freitagabend um 21.30 Uhr deutscher Zeit einen Bericht. Dieser Commitment-of-Traders-Report (kurz: CoT-Report) gibt die Positionierung der Derivate-Trader an den US-Terminmärkten zum vorausgegangenen Dienstag wieder. Die entsprechenden Daten sind kostenlos über die Website cftc.gov abrufbar. Anleger können sie jedoch auch – ebenfalls kostenlos – in nützlicher Weise grafisch aufbereitet beispielsweise über die Websites barchart.com, suricate-trading.de oder wellenreiter-invest.de einsehen.

Extrema in der Netto-Positionierung der Commercials weisen auf mögliche Wendepunkte im Preis hin

Stand: 7. Februar 2023; Quelle: barchart.com. Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informationen zu der hier dargestellten Wertentwicklung entnehmen Sie bitte den Angaben in den Rechtlichen Hinweisen.

Händlergruppen
Die CFTC veröffentlicht insgesamt vier verschiedene Berichte. Die mit Abstand größte Aufmerksamkeit unter den Anlegern findet unter anderem aufgrund der weit zurückreichenden Datenhistorie (seit 1986) der sogenannte Legacy Report. Er unterteilt die Handelsteilnehmer in drei Gruppen: Commercials, Non Commercials und Non Reportable. Die Commercials sind diejenigen Händler, die an den Terminmärkten vorrangig zum Zweck der Absicherung ihrer Geschäfte auftreten. Sie werden daher auch als Hedger bezeichnet. Bedingung für die Eingruppierung als Commercial ist zum einen die Überschreitung einer vorgegebenen Anzahl von Kontrakten und zum anderen die Selbstdeklaration als Hedger. Die Non Commercials werden auch als Large Speculators bezeichnet. Diese Gruppe wird aus den Marktteilnehmern gebildet, deren Handel einen ausschließlich spekulativen Hintergrund besitzt und zugleich eine festgelegte meldepflichtige Anzahl von Kontrakten überschreitet. In diese Kategorie fallen viele institutionelle Anleger und Hedgefonds. Die Non Reportables bzw. Small Speculators sind schließlich alle anderen Marktteilnehmer, die wegen der geringen Positionsgrößen nicht berichtspflichtig sind. Hierunter fallen beispielsweise Privatanleger. Innerhalb des CoT-Berichts werden die Positionsgrößen dieser Händlergruppe als Differenz der Commercial- und Non-Commercial-Positionen im Verhältnis zum gesamten Open Interest (Gesamtzahl der ausstehenden Kontrakte) ermittelt.

Interpretation
Da im Terminmarkt einer Long-Position immer eine entsprechende Short-Position entgegensteht, ergibt die Aufsummierung aller Long- und Short-Kontrakte in einem Markt immer null. Die Grundannahme bei der Interpretation der CoT-Daten ist, dass die Netto-Position der Commercials das »Smart Money«, also das schlaue Geld, abbildet. Diese Händlergruppe besitzt beispielsweise die besten Kenntnisse über die Angebots- und Nachfragesituation bei den zugrunde liegenden Rohstoffen und agiert in der Regel antizyklisch. Eine im historischen Kontext extreme Netto-Long-Position oder geringe Short-Position der Commercials indiziert daher eine mögliche mittelfristige Bodenbildung in der Preiskurve, da die Commercials in dieser Situation niedriger Kurse offenbar keinen Bedarf mehr sehen, sich abzusichern. Die typischerweise trendfolgenden Spekulanten nehmen dabei die Gegenposition ein und sind entsprechend extrem short positioniert (siehe Grafik). Bei einer extremen Short-Position der Commercials und einer extremen Long-Position der Spekulanten gilt das entsprechende Gegenteil: Der Markt ist anfällig für eine mittelfristige Top-Bildung. In den genannten Fällen einer historischen Extrempositionierung (insbesondere Einjahres- oder Mehrjahresrekordniveau) empfiehlt es sich mithin, nach einer charttechnischen Bestätigung für eine Trendumkehr Ausschau zu halten und sich dann im Einklang mit dem »Smart Money« für einen Swing-Trade antizyklisch zu positionieren. Wie immer gilt es jedoch auch hier, übergeordnet das Prinzip trendkonformen Handelns zu berücksichtigen. Daher sind Long-Signale der Commercial-Daten in einem mehrjährigen Aufwärtstrend erfolgversprechender als Short-Signale.