Finanzpositionen stets im Auge behalten: Interview mit Martin Goersch, Profi-Trader und Experte bei der Börsenplattform onvista

ideas: Herr Goersch, Sie sind Profi-Trader und Experte bei der Börsenplattform onvista. Können Sie uns erzählen, wie Sie zum Trading gekommen sind und wann Sie beschlossen haben, es professionell zu betreiben?
Martin Goersch: Mein Vater hat mich schon früh an das Investieren herangeführt. Die Börse ist eine seiner großen Leidenschaften und er hat mir immer erklärt, was er da macht. Dadurch habe ich verstanden, dass die Börse ideal ist, um Wohlstand zu generieren. Eigentlich hatte ich einen klassischen Lebensplan: Ausbildung, Studium und dann im gelernten Beruf arbeiten. Ich habe Volkswirtschaft und Sinologie studiert. Doch schon während meines Studiums habe ich mit Aktien und Derivaten gehandelt und damit Geld verdient. Also fiel meine Entscheidung, Trader und Investor zu werden, schon während des Studiums – und seither mache ich genau das.

Für viele hört es sich wie ein Traumjob an, sein Geld mit dem Handel an den Börsen zu verdienen. Ist es das auch? Gibt es Schattenseiten, die auf den ersten Blick keiner sieht?
Die komplette Unabhängigkeit und die Möglichkeit, von jedem Ort aus arbeiten zu können, ist für mich der größte Pluspunkt. Nachteil ist besonders zu Beginn der Karriere, dass es kaum Planbarkeit gibt. Während man im regulären Berufsleben jeden Monat das gleiche Gehalt bekommt, differieren die Einkünfte aus dem Handel anfangs sehr stark. Vor allem, wenn man vom Handel leben will, ist das wichtig zu bedenken. Die starken Schwankungen zwischen profitablen und negativen Monaten sind erst mal schwer zu ertragen. Und je kurzfristiger der Handelsansatz ist, umso entscheidender ist es, trotzdem die Kontrolle zu behalten und das Regelwerk zu beachten. Die mentalen Anforderungen an Trader sind enorm. Ein weiterer Punkt ist, dass man schnell vereinsamen kann. Besonders, wenn man kein Ende findet und Stunden über Stunden vor dem PC sitzt und auf die nächste große Marktbewegung wartet. Ich sehe da durchaus Suchtpotenzial.

Bei onvista moderieren Sie unter anderem das börsentägliche YouTube-Format »Mahlzeit«, in dem Sie das aktuelle Marktgeschehen sowie Einzeltitel besprechen. Hierbei spielt aber auch die Interaktion mit den Zuschauern eine Rolle. Erzählen Sie uns mehr darüber.
Ziel von onvista-»Mahlzeit« ist es, den Zuschauern einen kompakten, aber umfassenden Überblick über die wichtigsten Geschehnisse am Finanzmarkt zu bieten. Von der makroökonomischen Ausgangslage über wichtige News einzelner Unternehmen bis hin zu derzeitigen Entwicklungen am Rohstoffmarkt ist alles dabei. Ich schildere also auf der einen Seite die aktuelle Nachrichtenlage. Auf der anderen Seite ordne ich die Geschehnisse ein. So beurteile ich zum Beispiel bei Unternehmensneuigkeiten auch immer grob die fundamentale Situation und ordne das in den charttechnischen Kontext ein. Am Ende bleiben einige Minuten, um live Zuschauerfragen aus dem Chat zu beantworten.

Neben dem gerade angesprochenen täglichen Format sind Sie ebenfalls Moderator der wöchentlichen onvista-YouTube-Sendung »Chartzeit«. Was erwartet die Zuschauer hier?
»Chartzeit« ist in zwei Services unterteilt: Es gibt die wöchentliche Videosendung, in der ich fünf Aktien analysiere, die die Zuschauer sich in den Kommentaren zu den YouTube-Beiträgen gewünscht haben. Diese Aktien analysiere ich dann tiefgreifender.

Und schließlich gibt es den Chartzeit-Börsendienst, inkludiert in den onvista-»Plus«- und -»Pro«-Paketen, bei dem ich zwei Depots führe: Ein Trading- und ein Investment-Musterdepot. Hier geht es darum, Chancen am Markt zu identifizieren und entsprechend umzusetzen. Damit gebe ich den Lesern Ideen, die sie für ihre eigenen Investments oder Trades berücksichtigen können.

Ist es mit einem besonderen Druck verbunden, die eigenen Marktmeinungen und -erwartungen mit mehreren tausend Zuschauern zu teilen? Denn wahrscheinlich haben auch Sie keine Glaskugel?
Ja, es ist mit deutlich höherem Druck verbunden, die Markterwartungen mit anderen zu teilen. Selbstverständlich liege auch ich manchmal falsch. Aber ich versuche, das genau so zu kommunizieren. Mir geht es darum, die onvista-Kunden auf bestimmte Situationen aufmerksam zu machen, Kausalketten zu erläutern und charttechnische Analysen zu erstellen. Damit hat man im Idealfall eine Trefferquote, die besser ist, als wenn man rät. Mit dem passenden Money- und Risikomanagement sollte es möglich sein, damit profitabel zu sein. Und viele positive Rückmeldungen zeigen, dass wir dieses Ziel bei onvista erreichen.

Was sind denn Ihre persönlichen Tool-Highlights von onvista?
Wenn ich zwei auswählen sollte, dann den Derivate-Finder und die Portfolio-Übersicht. Ich kenne kein besseres Tool als den onvista-Derivate-Finder, um für Trades mit Optionsscheinen oder Knock-Out-Zertifikaten das ideale Produkt zu finden. Die Filtermöglichkeiten sind enorm, sodass sich genau eingrenzen lässt, welches Produkt gehandelt werden soll.

In der Portfolio-Übersicht lassen sich beliebig viele echte Wertpapierdepots und Konten hinterlegen und für Auswertungen zusammenfassen. So kann man Positionen stets im Auge behalten, bekommt einen umfassenden Überblick über die Ausrichtung der Depots, die Risiken und über die Gesamtrendite. Wenn Sie die Portfolio-Übersicht nutzen, stellen Sie sofort fest, wann es Handlungsbedarf im Depot oder bei einzelnen Positionen gibt.

Bieten Sie noch weitere Services an, mit denen Anleger und Trader von Ihrer Expertise profitieren können?
Da ich seit mehr als 20 Jahren am Finanzmarkt aktiv bin, habe ich meine eigenen Handelssysteme entwickelt. Sämtliche Anlage- und Trading-Entscheidungen treffe ich unter Berücksichtigung eines von mir entwickelten Indikators (dem Goersch-Trend-Indikator). Der sehr leicht zu interpretierende Indikator hilft Händlern dabei, ihre täglichen Handelsentscheidungen zu treffen. Er ist mittlerweile für acht verschiedene Handelsplattformen verfügbar und kann über meine Website daytradingcoach.de erworben werden. Auch beim Börsendienst onvista-»Chartzeit« und den tiefen Analysen des onvista-»Trading-Impuls« fließt der Indikator mit ein.

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anja Schneider.