Wie findet man den Einstieg? Teil 3: Pyramidisieren

Neben der Möglichkeit, den Einstieg in eine Position mit nur einer Transaktion zu tätigen, gibt es auch verschiedene Herangehensweisen, eine Position mit mehreren Transaktionen zu etablieren. Wir geben einen Überblick.

Verbilligen – geplant und ungeplant
Keine sinnvolle Handelsstrategie ist es, wenn man als Anleger eine Position in ursprünglich geplanter Größe – beispielsweise in einer Aktie – aufgebaut hat, diese dann gegen einen läuft und man dann die Position im Verlust aufstockt. Hier liefe man Gefahr, gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen. Zwar erscheint es vor allem aus Sicht von Anlegern mit einer fundamental orientierten Herangehensweise bei der Aktienselektion plausibel, die gefallene Aktie als nun noch günstiger und damit noch kaufwürdiger anzusehen. Doch würde man hier zum einen den Grundsatz trendkonformen Handelns verletzen (»the trend is your friend«), und zum anderen würde man eine nicht dem ursprünglichen Plan entsprechende Positionsgröße und somit ein im Zweifel inakzeptabel großes Risiko für das Gesamtportfolio eingehen. Zwei sinnvolle Ausnahmen vom Grundsatz, dass man Verlustpositionen nicht aufstocken sollte, lassen sich jedoch nennen. So ist es bei langfristig orientierten Anlegern, die Vermögensaufbau mit Sparplänen (insbesondere per ETFs) betreiben wollen und sich nicht ständig mit der Situation an den Finanzmärkten beschäftigen wollen oder können, eine sinnvolle Vorgehensweise, per monatlichem Sparplan mit festen Beträgen regelmäßig in die entsprechenden ETFs zu investieren. Sie können damit vom sogenannten Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt) profitieren und in Phasen fallender Notierungen bei einer festen Sparrate mehr Anteile für ihr Geld erwerben.

Aus Sicht des aktiven Anlegers existiert eine weitere unter Money-Management-Gesichtspunkten nicht zu beanstandende Ausnahme des »Verbilligens«: Hat der Anleger die Entscheidung getroffen, eine Position in bestimmter Größe aufzubauen, kann er sie beim Einstieg in mehrere Teile splitten. Voraussetzung ist, dass das technische Set-up intakt und das Risiko für das Portfolio im Fall des Ausgestopptwerdens der Gesamtposition im vorher abgesteckten akzeptablen Rahmen bleibt (in der Regel 0,5 bis 2 Prozent des Trading-Kapitals). Ein klassischer Anwendungsfall hierfür ist der antizyklische Einstieg in der Korrektur des Trends. So kann beispielsweise ein Kauflimit für die halbe Position im Bereich des 50-Prozent-Korrekturniveaus und ein weiteres Kauflimit für die andere Hälfte der Position im Bereich des 61,8-Prozent-Korrekturniveaus platziert werden. Für die Gesamtposition ergibt sich hierdurch ein günstigeres Chance-Risiko-Verhältnis, als wenn die Gesamtposition auf dem höheren Niveau eingegangen würde. Die Gefahr ist allerdings, dass das niedrigere Limit nicht zur Ausführung gelangt und man dann nur mit der halben Position engagiert ist.

Grafik 1: Beispiel Pyramidisierung Long nach Ausbruch aus Konsolidierungen

Pyramidisieren
Eine von vielen erfolgreichen Tradern verfolgte Strategie, vor allem im Derivatebereich Positionen aufzubauen, stellt das Pyramidisieren dar. Dabei vergrößert der Trader seine Positionsgröße in einem bestimmten Wert bei Trades, die sich bereits in der Gewinnzone befinden. Er nutzt dabei das charttechnische Trading-Prinzip trendkonformen Verhaltens und verbessert das Chance-Risiko-Verhältnis einer Trading-Idee erheblich, da das initiale Risiko für das Depot trotz Chancenmaximierung nicht erhöht wird. Voraussetzung für die Anwendung der Pyramidisierungsstrategie ist, dass ein möglichst dynamischer Trend vorhanden ist. Idealerweise sollte der Einstieg dabei im Frühstadium des Trends erfolgen. Die Strategie kann sehr variabel ausgestaltet und somit persönlich angepasst werden. Dies betrifft vor allem die Fragen, ob man immer gleich große Positionen eröffnet, anfänglich größere Positionen eingeht oder die Positionsgrößen im Trendverlauf vergrößert. Auch die Einstiegsmethode (antizyklisch in Korrekturen oder prozyklisch beim Ausbruch aus der Konsolidierung) sowie die Art des Ausstiegs (Komplettausstieg oder Realisieren von Teilgewinnen) kann je nach Vorliebe variiert werden. Entscheidend ist, dass die Position erst dann ausgebaut wird, wenn die zuvor eröffnete Position bzw. alle zuvor eröffneten Positionen bereits einen derart großen Gewinnpuffer besitzen, dass die entsprechenden Stopps zur Gewinnsicherung sinnvoll nachgezogen werden können, sodass das initiale Risiko der Vorgängerposition auf null gesunken ist. Mit anderen Worten befinden sich die bereits etablierten Positionen aus dem Feuer. Dabei sollte jedoch auch ein mögliches Gap-Risiko angemessen berücksichtigt werden. In trendstarken Phasen kann der Trader mit dieser Technik sehr große Positionen aufbauen, ohne das Risiko für das Depot zu vergrößern. Die Stopps der Einzelpositionen werden sukzessive nachgezogen, um die im Trendverlauf aufgebauten Gewinne abzusichern, bis schließlich der Ausstieg erfolgt. Aussteigen sollte man spätestens dann, wenn sich klare Anzeichen für ein Ende des Trends ergeben.