Futures: Geschäfte in der Zukunft

Beschäftigt sich ein Anleger mit Derivaten oder strukturierten Produkten bezogen auf Indizes, Rohstoffe oder Währungen, wird ihm früher oder später der Begriff »Future« begegnen. Aber was sind eigentlich Futures und warum sind sie so wichtig im Zusammenhang mit der Funktionsweise und dem Handel von Derivaten?

Im Gegensatz zu Optionen handelt es sich bei Futures um sogenannte unbedingte Termingeschäfte. Termingeschäfte sind Geschäfte, die nicht unmittelbar stattfinden, sondern zeitlich verzögert zu erfüllen sind. Unbedingt bedeutet dabei, dass diese Termingeschäfte sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer auf jeden Fall – also unbedingt – zu erfüllen sind.

Eine Besonderheit der Termingeschäfte in Form von Futures liegt darin, dass die Kontrakte standardisiert sind und an Terminbörsen wie zum Beispiel der Eurex oder der Rohstoffbörse CME (Chicago Mercantile Exchange) gehandelt werden.

Somit ist ein Future ein verbindlicher Kontrakt, den zwei Parteien miteinander abschließen, durch den sie sich jeweils verpflichten:

  • einen genau bestimmten Basiswert (zum Beispiel Indizes, Devisen oder Rohstoffe)
  • in einer bestimmten Menge
  • zu einem zukünftigen, bereits festgelegten Zeitpunkt
  • zu einem bereits festgelegten Preis zu liefern (Verkäufer des Futures) bzw. zu kaufen (Käufer des Futures).

Beispiel:
Ein Weizen-Produzent verkauft einen Septemberweizen-Kontrakt zu 37.000 US-Dollar (5.000 Bushel pro Kontrakt entsprechen ca. 136 Tonnen). Er verpflichtet sich damit, zum Fälligkeitstermin im September 5.000 Bushel Weizen an den Kontrahenten des Geschäfts (Käufer des Kontrakts) zu liefern. Dafür erhält er den vereinbarten Betrag in Höhe von 37.000 US-Dollar. Der Kontrahent hingegen verpflichtet sich, die Ware abzunehmen und die Summe von 37.000 US-Dollar an den Produzenten zu zahlen.

In der Praxis wird allerdings nur ein Bruchteil der insgesamt abgeschlossenen Geschäfte tatsächlich beliefert. Die meisten Termingeschäfte werden durch sogenannte Reversing Trades glattgestellt, es kommt also zu keiner effektiven Lieferung des zugrunde liegenden Basiswerts.

Zur Teilnahme am Future-Handel an den Terminbörsen muss ein sogenanntes Margin-Konto eingerichtet werden, auf dem die Initial Margin eingezahlt wird. Diese Margin dient als Sicherheitsleistung und soll die jederzeitige Zahlungsfähigkeit der Börsenteilnehmer bei eventuellen Verlusten sicherstellen. Reicht die Sicherheitsleistung wegen zu hoher Verluste während der Laufzeit der Kontrakte nicht aus, wird von der jeweiligen Terminbörse ein Nachschuss verlangt, die sogenannte Variation Margin. Durch die im Verhältnis zum Kontraktwert geringe Initial Margin und den damit einhergehenden geringen Kapitaleinsatz, den der Investor aufbringen muss, entsteht die Hebelwirkung des Futures. Diese Hebelwirkung wirkt sich sowohl auf die Gewinne aus, die man erzielen kann, als auch – bedingt durch die Nachschusspflicht – auf die Verluste.

Für Privatpersonen ist ein direkter Zugang zu den Terminbörsen in der Regel nicht möglich. Daher müssen sich Privatanleger immer eines Finanzdienstleisters, einer Bank und/oder eines Brokers bedienen, die über die direkte Anbindung an die Börsen verfügen.

Der Kurs eines Futures bildet sich ähnlich wie bei Aktien durch Angebot und Nachfrage an der jeweiligen Terminbörse. In der Regel bewegt sich dieser Kurs nah am jeweiligen Kurs des Basiswerts (Kassakurs). Eine Differenz zwischen Future-Kurs und Kassakurs ist während der Laufzeit des jeweiligen Futures völlig normal, man nennt sie »Basis«. Die Basis sollte am Fälligkeitstag des Futures gleich null sein, denn an diesem Tag sind Future und Basiswert gleichwertig. Würden die Kurse dennoch abweichen, wäre beispielsweise durch Verkauf des teureren Futures und Kauf des Basiswerts an der Börse eine risikolose Arbitragemöglichkeit gegeben, so würden die Marktteilnehmer dies ausnutzen, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist und die risikolose Gewinnmöglichkeit (Free Lunch) eliminiert ist.

Um die Existenz der Basis zu verstehen, ist es sinnvoll, sich zu verdeutlichen, wie sich der Wert eines Futures prinzipiell zusammensetzt – nämlich aus dem Kassapreis des Basiswerts und den sogenannten Cost of Carry. Die Cost of Carry bestehen vereinfacht ausgedrückt aus den Lagerhaltungskosten des Basiswerts zuzüglich der Zinsen zur Finanzierung des Basiswerts (Opportunitätskosten). Hiervon abgezogen werden die eventuellen Erträge aus dem Basiswert. Der Future-Kurs kann also sowohl unter als auch über dem Kassakurs liegen, beispielsweise dann, wenn die Erträge höher als die Zinsen und die Lagerhaltungskosten sind oder umgekehrt. Notiert der Future unter dem Kassakurs des Basiswerts, spricht man von einer Backwardation-Marktsituation. Liegen die Future-Kurse dagegen oberhalb des Kassapreises, nennt man dies Contango.

Auch bei verschiedenen Zertifikaten von Société Générale, wie zum Beispiel Zertifikate auf Rohstoffe, werden in der Regel Futures als Basiswert verwendet. Die begrenzte Laufzeit von Futures führt bei Unlimited Zertifikaten (Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit) dazu, dass zu bestimmten Terminen der in Kürze fällige Future verkauft und gleichzeitig ein längerlaufender Future gekauft werden muss – dies wird auch als »Roll-Over« bezeichnet. Wie sich Backwardation- und Contango-Marktsituationen ergeben und was beim Roll-Over genau passiert, können Sie in den nächsten Ausgaben von ideas nachlesen:

Was sind Backwardation- und Contango-Marktsituationen?

Was passiert beim Roll-Over?