So bieten Faktor-Optionsscheine die Möglichkeit, an Kursanstiegen (Long-Strategie) und an Kursrückgängen (Short-Strategie) ausgewählter Basiswerte zu partizipieren. Anleger sollten allerdings beachten, dass bei Faktor-Optionsscheinen die täglichen Kursveränderungen des Basiswerts gehebelt werden, mit der Folge, dass Kursgewinne und -verluste überproportional ausfallen und es zu einem wirtschaftlichen Totalverlust kommen kann.

Mit jedem Basiswertschlusskurs wird ein neuer Referenzwert für die Berechnung der neuen Tagesperformance bestimmt. Dies führt dazu, dass bei der Renditebetrachtung über einen längeren Zeitraum folgende Besonderheit zu beachten ist: Die Rendite des Basiswerts in einem Zeitraum kann nicht mit dem entsprechenden Faktor multipliziert werden, um die Rendite des Faktor-Optionsscheins zu bestimmen. Denn es muss bei der Berechnung der Faktorrendite jede einzelne tägliche Performance des Basiswerts bezogen auf den Schlusskurs des Vortags berücksichtigt werden. Somit entsteht eine Verkettung der Tagesperformances, die man als Pfadabhängigkeit bezeichnet. Dies bedeutet, dass für die Kursstellung eines Faktor-Optionsscheins, anders als beispielsweise bei Turbo-Optionsscheinen, nicht nur der aktuelle Kurs des Basiswerts relevant ist, sondern die historische Entwicklung des Basiswerts, sprich der »Pfad« des Kursverlaufs, eine maßgebliche Rolle spielt.

Befindet sich der Basiswert des Faktor-Optionsscheins in einer positiven Trendphase, profitiert der Anleger von der Pfadabhängigkeit und erzielt überproportionale Erträge. Steigt der Basiswert von beispielsweise 100 Euro vier Tage lang konstant um 1 Euro auf 104 Euro, so entspricht der Kursgewinn des Basiswerts 4 Prozent, während der Anstieg eines Faktor-Optionsscheins 4x Long nicht nur 16 Prozent, sondern sogar 16,7 Prozent beträgt (siehe Tabelle und Grafik 1). Bei einer negativen Trendphase, in der der Basiswert über vier Tage konstant um 1 Euro auf 96 Euro fällt, entspricht der Verlust des Faktor-Optionsscheins nicht 16 Prozent, sondern nur 15,3 Prozent (siehe Tabelle und Grafik 2). In diesen und auch allen folgenden Beispielen wurden zur besseren Verständlichkeit entstehende Kosten nicht berücksichtigt.

Diese Pfadabhängigkeit kann jedoch bisweilen zu Missverständnissen führen. Eine von Anlegern oftmals gestellte Frage lautet, wieso der Faktor-Optionsschein, obwohl der Basiswert denselben Kursstand wie bei Erwerb des Produkts hat, deutlich unter dem Einstandskurs notiert. Dieses Phänomen ist der Funktionsweise des Produkts geschuldet.

Dies soll am Beispiel in Tabelle und Grafik 3 illustriert werden: In einem Beobachtungszeitraum von fünf Tagen notiert ein fiktiver Basiswert am ersten sowie am letzten Tag bei 100 Euro. Der Kurs zwischen diesen beiden Zeitpunkten kann nun, je nach angenommener Schwankungsbreite des Basiswerts, nahezu unendlich viele verschiedene Pfade eingeschlagen haben. Mit jedem Kursverlauf unterscheidet sich auch der Kurs des entsprechenden Faktor-Optionsscheins an Tag 5.

Die Berechnung des Kapitalwerts wird im Folgenden anhand eines Faktor-Optionsscheins Faktor 4 Long über fünf Tage beispielhaft illustriert (siehe Tabelle 3). Bei den angegebenen Kursen des Basiswerts handelt es sich um den jeweiligen Schlusskurs.

In Tabelle 3 notiert der Basiswert am Ende des Betrachtungszeitraums von fünf Tagen wieder bei 100 Euro. Aufgrund der Verkettung, die die tägliche Kursentwicklung des Basiswerts bei der Kapitalwertberechnung des Faktor-Optionsscheins berücksichtigt, kann nicht zwangsläufig davon ausgegangen werden, dass auch der Faktor-Optionsschein bei seinem Ausgangsniveau notiert. Vielmehr wird er einen Verlust aufweisen, der umso stärker ausfällt, je länger der Basiswert um das Ausgangsniveau pendelt und je höher der gewählte Faktor ist. In unserem Beispiel mit Faktor 4 kommt es zu einem Verlust von 1,1 Prozent.

Fazit
Die unterschiedliche Entwicklung des Faktor-Optionsscheins zeigt die Abhängigkeit der Wertentwicklung der Faktor-Optionsscheine vom Kursverlauf des Basiswerts. Es wird deutlich, dass ein Seitwärtsmarkt für den Anleger bei Faktor-Optionsscheinen in der Regel negative Auswirkungen hat (siehe Grafik 3). Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass der jeweilige Faktor-Optionsschein die Bewegungen des Basiswerts überproportional stark nachvollzieht. Da die prozentuale Performance des Basiswerts unter Berücksichtigung des Hebels auf den Kapitalwert des Vortags Anwendung findet, werden die entsprechenden Zuwächse bzw. Rückgänge des Vortags mitberücksichtigt. Dieser Effekt ist ähnlich dem Zinseszinseffekt.

Anleger sollten aber auf jeden Fall beachten, dass der Hebel in beide Richtungen wirkt und Verluste dadurch ebenfalls überproportional ausfallen.

Eine Übersicht aller Faktor-Optionsscheine von Société Générale steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung.