Hexentanz an der Börse

An jedem dritten Freitag des dritten Monats eines Quartals ist es soweit – der Hexensabbat steht an. Damit ist nicht etwa das Geheimtreffen von Hexen mit dem Teufel gemeint, sondern der so im Börsenjargon bezeichnete »Große Verfall« an den Terminbörsen.

An der europäischen Terminbörse Eurex werden Termingeschäfte gehandelt, also Geschäfte, deren Preis bereits feststeht, die aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt werden müssen. Da diese Geschäfte nur eine begrenzte Gültigkeit haben (Laufzeit), verfallen sie automatisch zu einem bekannten Zeitpunkt und werden abgerechnet. Futures und Optionen sind solche Termingeschäfte. Für gewöhnlich verfallen Futures quartalsweise und Optionen monatlich oder auch wöchentlich. Verfallen die Optionen und Futures an ein und demselben Tag, so spricht man vom Großen Verfall. An der Eurex kommt dies insgesamt viermal im Jahr jeweils am dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember vor. An diesem Tag verfallen Index-Futures, Index-Optionen und Optionen auf Einzelaktien. Von besonderem Interesse ist der Verfall der Futures und Optionen der europäischen STOXX-Familie um 12.00 Uhr, der DAX-Futures und der Optionen auf den DAX um 13.00 Uhr und der Optionen auf deutsche Aktien um 17.30 Uhr. Aber nicht nur an der Eurex ist an diesem Tag Großer Verfall, sondern auch an den weltweiten Terminbörsen.

Warum wird dieser Tag nun als Hexensabbat bezeichnet? Weil es zu heftigen Kursbewegungen kommen kann, die nicht durch neue Unternehmensnachrichten oder veröffentlichte Konjunkturdaten zu erklären sind, sondern vielmehr durch große Marktteilnehmer wie beispielsweise Fondsgesellschaften oder Vermögensverwalter verursacht werden. Es ist zu beobachten, dass an diesem Tag das Handelsvolumen insbesondere von Blue-Chip-Werten deutlich über der für gewöhnlich gehandelten Menge liegt. Das ist damit zu erklären, dass die Marktteilnehmer einzelne Aktien oder einen Index über oder unter einem bestimmten Kursniveau sehen wollen. Denn diese Marktteilnehmer sind in Termingeschäften auf diese Aktie oder den Index investiert und müssen gegebenenfalls Verluste hinnehmen, falls nicht das notwendige Kursniveau erreicht wird.

Privatinvestoren sollten daher diese Tage mit besonderer Vorsicht genießen. Insbesondere bei Turbo-Optionsscheinen sollte die Knock-Out-Barriere mit Bedacht gewählt werden, um unnötiges Ausstoppen zu vermeiden.