Die »Post-Corona-Hausse« führte den DAX in einem steilen, mittelfristigen Haussetrend bis zum Jahreswechsel 2021/2022 auf neue Allzeithochs bei 16.290 Punkten. Dort etablierte der Index eine gestaffelte Widerstandszone von 16.000 bis 16.290 Punkten. Aus der Seitwärtspendelbewegung (oberhalb der Unterstützungszone um 14.800 Punkte), die sich zu einer technischen Trading-Topformation (»Broadening Top«) entwickelt hatte, war der Index zum Jahresanfang 2022 mit einem ausgeprägten technischen Verkaufssignal herausgefallen. Begleitet von weiteren Trading-Verkaufssignalen ergab sich ein idealtypischer Baissetrend unterhalb der fallenden 200-Tage-Linie, wobei Ende September 2022 bei 11.860  Punkten bereits das Baissetief (Baisseverlust von »nur« 27 Prozent) erreicht wurde. Einer der Hauptgründe für diese zeitlich und räumlich »milde« Baisse war das Indexschwergewicht Linde. Der Titel mit einem Indexanteil von 10 Prozent war aufgrund der Fantasie im Geschäftsmodell – gegen die Gesamtmarktbaisse – in einer technischen Neubewertung auf neue Allzeithochs gestiegen. Im vierten Quartal 2022 ist der DAX dann mit einem Investmentkaufsignal aus diesem Baissetrend herausgekommen, wobei direkt im Anschluss auch die 200-Tage-Linie (von unten nach oben) geschnitten wurde. Ab dem Jahreswechsel 2022/2023 etablierte der Index – ausgehend von Notierungen um 14.000  Punkte – einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend (Aufwärtstrendlinie zurzeit bei 14.800 Punkten). Analog zur Entwicklung im EURO STOXX 50 und dem französischen CAC 40 ist auch der DAX mithilfe dieses Trends ins Umfeld der Kursniveaus vom Jahreswechsel 2021/2022 gestiegen, wobei eine mittelfristig leicht überkaufte Lage entstanden ist. Es sollte deshalb mit Blick auf die nächsten Monate und das zweite Halbjahr 2023 nicht überraschen, wenn der DAX zunächst an Aufwärtsmomentum verliert und sich im Umfeld der langfristigen Widerstandszone (16.000 bis 16.300 Punkte) eine Seitwärtspendelbewegung herausbildet. Einerseits ist durch den Anstieg der vergangenen Monate bereits eine mittelfristig leicht überkaufte Lage entstanden, sodass es nicht überraschen sollte, wenn der Index mehrere Versuche benötigt, um die Widerstandszone um 16.300 Punkte (im Umfeld der alten Allzeithochs aus dem Jahr 2021) nachhaltig und dauerhaft nach oben zu überwinden.