Interview
DIE Stimmung des Marktes erfassen – Interview mit Benjamin Feingold, Mitgründer Feingold Research
ideas: Herr Feingold, seit Januar 2013 gibt es den Börsendienst feingoldresearch.de. Sie sind Gründer und Namensgeber. Können Sie uns kurz erzählen, wie Sie damals auf die Idee gekommen sind?
Benjamin Feingold: Nach dem Ende der FTD (Financial Times Deutschland), für die mein Mitgründer Daniel Saurenz und ich gearbeitet haben, kamen wir auf die Idee, einen eigenen Börsendienst zu gründen. Wir haben als Redakteure den großen Bedarf von Anlegern gesehen, sich fundiert über die Börsen informieren zu wollen. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, Anleger auszubilden und ihnen spannende Anlage- und Hebelprodukte an die Hand zu geben. Konkrete Ideen – fundiert umgesetzt mit klarer Zielrendite.
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Finanzportale mit redaktionellen Inhalten aufgewartet. Welches Alleinstellungsmerkmal bietet Feingold-Research?
Wir sind der aus unserer Sicht einzige Börsendienst, der technische Analyse, Behavioral Finance – also Stimmungen und Sentiments der Märkte – Produktwissen und das Betreuen der Märkte von morgens um 8 bis abends um 22 Uhr gewährleistet. Dies ist nur möglich, weil wir zum einen kumuliert 150 Jahre Börsenerfahrung in die Waagschale werfen und zum anderen ein Team haben, das selbst täglich handelt und wirklich jede Minute an den Märkten dabei ist.
Wir beleuchten und analysieren daher nicht nur die Märkte, sondern geben konkrete Empfehlungen ab. Wir führen verschiedene Depots mit verschiedenen Ausrichtungen und verfolgen damit unterschiedliche Anlagestile. Der mittel- und langfristig eingestellte Anleger, der vielleicht ein- oder zweimal die Woche auf die Kurse schaut, ist in unserem Markenwertportfolio sehr gut aufgehoben. Daran schließen sich Abomodelle an, die für länger- und kurzfristig eingestellte Anleger gleichsam spannend sein können, und natürlich unser Turbo-Dienst mit mitunter Trades auch für wenige Stunden oder Tage. Wichtig bei allen Ideen: Eine vernünftige Produktanalyse und das Herausfiltern des besten Papiers für die jeweilige Idee steht über allem. Auf der Suche nach geeigneten Investments nehmen wir die Produkte genau unter die Lupe und analysieren sie, um die Investmentidee am besten umzusetzen.
Gibt es gewisse Schwerpunkte, die Sie bei Ihren Analysen setzen?
Unsere Analysen basieren auf unterschiedlichen Methoden, wobei Aktien und Indizes der Schwerpunkt aus Sicht der Anlageklasse sind. Zu unseren Favoriten bei der Beurteilung der Märkte zählen Behavioral Finance, Stimmungsindikatoren und bei der Bewertung der besten Produktanlagen die Volatilität. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht, weil wir zum Beispiel die Stimmung des Marktes in einem selbst entwickelten Stimmungsbarometer erfassen. Der Feingold Research-Sentimentindikator hat dazu geführt, dass unsere Abonnenten nicht nur gut durch die recht einfachen Börsenzeiten kamen, wenn die Märkte stark gestiegen sind, sondern sie auch 2022, als es abwärtsging, abgesichert waren und die Portfolios stabil blieben. Denn an der Börse gilt: Sturm gewinnt Spiele, Abwehr sprich Absicherung gewinnt Meisterschaften. Ein gutes Portfolio strebt in positiven Börsenjahren nach oben und bleibt in schwierigen Jahren stabil. Klingt einfach, ist aber eine Menge Arbeit.
2023 fiel der Startschuss für die Aktienrente in Deutschland. Schon seit einiger Zeit sprechen Experten davon, dass die Altersvorsorge nur mit einer Ergänzung an den Kapitalmärkten erfolgreich sein kann. Setzt Ihr Portal auch hier an, um entsprechend Aufklärungsarbeit zu leisten?
Schon seit geraumer Zeit kommen Anleger für eine ausreichende Rendite nicht am Aktienmarkt vorbei, weil wir seit Jahren in einem Niedrigzinsumfeld leben. Daran ändern auch die zuletzt gestiegenen Zinsen nicht viel. Wir werden daher bei Feingold Research über die Aktienrente und ihre verschiedenen Ausgestaltungen aufklären. Primär muss man aber sagen, dass die Aktienrente auf eine gute jährliche Verzinsung zielt. Dies bieten Zertifikate ohnehin schon. Wenn man sich anschaut, was manche Memory-Express-Strukturen oder auch gekappte Bonuszertifikate an Rendite bei hohen Puffern erlauben, da braucht man fast keine Aktienrente, sondern könnte diese Papiere alle paar Jahre durchrollen.
Sie sind schon seit über 25 Jahren an den Finanzmärkten tätig. Was waren für Sie die denkwürdigsten Ereignisse in Ihrer Karriere?
Einige der denkwürdigsten Ereignisse der vergangenen Jahre mit entsprechenden Turbulenzen waren der Zusammenbruch des Neuen Marktes, die Finanzkrise, der Brexit und die Coronakrise. Jedes Ereignis war unterschiedlich, aber die Psychologie der Anleger war jedes Mal ähnlich. Urinstinkte wie Gier und Angst spielen an den Märkten eine große Rolle. Anleger suchen nach Orientierung in dieser Zeit. Der Informationsdurst der Anleger vor allem während der Coronakrise war immens und wir konnten die Bedürfnisse mit unseren Diensten stillen. Das Schönste für uns ist aber, dass mehr als 95 Prozent unserer Abonnenten, die wir gewinnen konnten, noch dabei sind. Das freut und motiviert uns.
Wo sehen Sie auf der anderen Seite die größten Trends der kommenden Jahre? Verraten Sie uns vielleicht auch, wo bei Ihrer Geldanlage Schwerpunkte liegen?
Einer der größten Trends der vergangenen Jahre, aber sicherlich auch der Zukunft, sind nachhaltige Investments. Das ist ein weites Feld und umfasst Themen wie Umwelt, sauberes Wasser und nachhaltige Energie, um nur einige Facetten dieses Themenbereichs zu nennen. Technologie als Thema dürfte unseres Erachtens eine Renaissance erleben, etwa die Künstliche Intelligenz oder Robotics, die unser Leben in den nächsten Jahren erleichtern werden. Hinzu kommen Themen wie mobile Payment oder das Metaverse. Grundsätzlich gilt an der Börse oft: Das, was man selbst erlebt und greifen kann, findet oft am Markt statt. Dazu vielleicht ein kurioses Beispiel: Jeder kennt die kleinen Kekse, die man fast überall in Europa zu Kaffee oder Espresso in Restaurants erhält. Fast immer stammen sie vom belgischen Unternehmen Lotus Bakeries. Schauen Sie doch mal auf den Aktienkurs.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anja Schneider.