Märkte

Gold und Silber mit Aufwärtspotenzial

Der Goldpreis hat ein bewegtes Jahr hinter sich, auch wenn er Mitte Dezember 2022 fast wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn lag. Gold stieg im ersten Quartal 2022 aufgrund von Inflationsängsten und kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zunächst deutlich, was auf seine Rolle als Inflationsschutz und sicherer Hafen zurückzuführen war.

Anfang März 2022 erreichte der Goldpreis mit 2.070 US-Dollar je Feinunze fast wieder das Rekordhoch vom August 2020. Kurz darauf setzte aber ein über mehrere Monate anhaltender Preisrückgang ein, der den Preis im Herbst 2022 insgesamt drei Mal auf ein 2½-Jahres-Tief von rund 1.615 US-Dollar fallen ließ (siehe Grafik 1). Als preisbelastend erwies sich eine Kombination aus einem kräftig aufwertenden US-Dollar und stark steigenden Anleiherenditen, da die US-Notenbank Fed zur Bekämpfung der auf ein 40-Jahres-Hoch gestiegenen Inflation die Leitzinsen zwischen März und Dezember 2022 um insgesamt 425 Basispunkte anhob. Das war deutlich mehr, als zuvor erwartet wurde, und entspricht einem der aggressivsten Zinserhöhungszyklen seit Jahrzehnten.

Grafik 1: Goldpreis nach starkem Beginn vom festen US-Dollar ausgebremst

Stand: 15. Dezember 2022; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informa­tionen zu der hier dargestellten Wertentwicklung entnehmen Sie bitte den Angaben in den Rechtlichen Hinweisen.

Dadurch büßte Gold als alternative Währung und zinslose Anlage an Attraktivität ein. Sichtbar wurde dies an den Gold-ETFs. Verzeichneten sie im ersten Quartal 2022 noch kräftige Zuflüsse von 270 Tonnen, so drehte sich das Bild danach grundlegend. Zwischen Mai und November 2022 gab es sieben Monate mit ETF-Abflüssen in Folge, sodass nach elf Monaten Netto-Abflüsse zu Buche stehen (siehe Grafik 2). Ein beträchtlicher Teil der Abflüsse erfolgte dabei im weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, der bevorzugt von institutionellen Anlegern benutzt wird, um in Gold zu investieren. Sie haben in der Regel einen kurzfristigeren Anlagehorizont und orientieren sich in ihrer Anlageentscheidung häufig an der Preisentwicklung. Ein ähnliches Verhalten gab es auch bei den spekulativen Finanzanlegern zu beobachten, die im Herbst 2022 die höchsten Netto-Short-Positionen seit vier Jahren aufgebaut hatten, also mehrheitlich auf einen Preisrückgang setzten. Dem steht allerdings eine robuste Nachfrage der Privatanleger nach Münzen und Barren gegenüber, die laut Daten des WGC nach drei Quartalen 2022 das höchste Niveau seit dem Jahr 2013 erreichte. Die Münze Österreich, eine der größten Prägeanstalten für Goldmünzen, sprach angesichts steigender Inflation und des Ukraine-Kriegs sogar von einer beispiellosen Goldnachfrage im abgelaufenen Jahr.

Seit dem Erreichen des Tiefs Anfang November 2022 konnte der Goldpreis um rund 200 US-Dollar steigen, da sich die genannten Belastungsfaktoren ins Gegenteil verkehrten, der US-Dollar also merklich abwertete und die Anleiherenditen spürbar zurückgingen. Auslöser war die Aussicht auf eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos, da die US-Inflationsrate ihren Hochpunkt überschritten haben dürfte. Fed-Chef Jerome Powell und mehrere andere Fed-Offizielle hatten im Vorfeld der Fed-Sitzung im Dezember eine etwas langsamere Gangart angekündigt, was angesichts der bereits erfolgten Zinserhöhungen und des inzwischen erreichten Zinsniveaus nicht überraschen sollte. Allerdings stellte die Fed nach der letzten Zinserhöhung einen etwas höheren Zinsgipfel in Aussicht. Unsere Volkswirte erwarten daher, dass die Fed die Zinsen bis zum Frühjahr 2023 noch um weitere 75 Basispunkte auf 5,25 Prozent anhebt.

Grafik 2: ETF-Anleger kehrten Gold zuletzt den Rücken

Die Inflationsraten dürften zwar im neuen Jahr zurückgehen, da die Energiepreise wohl nicht mehr so stark steigen werden wie im abgelaufenen Jahr. Dennoch dürfte die Inflation deutlich über der Zielmarke der Fed bleiben. Dies sollte für eine robuste Nachfrage nach Gold sprechen. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Gold 2022 weit weniger verloren hat als andere Vermögensanlagen wie Aktien, Renten oder Kryptowährungen (siehe Grafik 3). Anleger konnten also in diesem herausfordernden Jahr mit Gold den Großteil ihres Vermögens sichern. Dies gilt erst recht bei der Betrachtung von Gold in anderen Währungen. Hier lag es seit Jahresbeginn 2022 zumeist im Plus. Das gilt auch für Gold in Euro mit einem Plus von rund 5 Prozent. Goldanleger in Europa durften sich somit über einen Gewinn freuen.

Grafik 3: Gold mit besserer Entwicklung als andere Anlageklassen

Aktien: MSCI-World, Renten: T-Note-Future

Stand: 15. Dezember 2022; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informa­tionen zu der hier dargestellten Wertentwicklung entnehmen Sie bitte den Angaben in den Rechtlichen Hinweisen.

Wie geht es nun weiter? Wir erwarten, dass der Goldpreis zunächst noch einmal Richtung 1.750 US-Dollar je Feinunze zurückfällt, bis klar ist, dass der Zinserhöhungszyklus der Fed zu Ende ist. Der Markt sieht den Zinsgipfel laut Fed Fund Futures noch bei etwas unter 5 Prozent. Kurzfristig besteht bei den Zinserwartungen somit Anpassungsbedarf nach oben, was Gold belasten dürfte. Nach der voraussichtlich letzten Zinserhöhung der Fed im März 2023 dürfte eine Phase unveränderter Zinsen folgen, ehe sie gegen Ende 2023 angesichts einer schwachen Konjunktur und einer niedrigeren Inflation den Leitzins wieder senken dürfte. Die Fed prognostiziert dies momentan hingegen noch nicht. Sobald sich auch die Fed dieser Sichtweise anschließt, sollte der Goldpreis wieder steigen. Dies dürfte im zweiten Halbjahr des neuen Jahres der Fall sein, weil dann die Inflation weit genug abgesunken ist und die US-Wirtschaft seit Anfang 2023 in einer Rezession ist. Unterstützt werden dürfte der Goldpreis auch durch die von unseren Währungsstrategen erwartete Abschwächung des US-Dollar. Er dürfte wegen des sich ändernden Zinsausblicks einen Teil seiner vorherigen Stärke wieder abgeben, wie dies bereits im November 2022 zu sehen war. Die ETF-Anleger und auch die spekulativen Finanzanleger dürften in den Markt zurückkehren, wenn der Gegenwind durch Wechselkurs- und Zinsentwicklung in Rückenwind umschlägt. Wir rechnen daher in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit einem Preisanstieg auf 1.850 US-Dollar bis zum Jahresende 2023.

Silber
Der Silberpreis blickt auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Ähnlich wie Gold legte Silber im ersten Quartal 2022 merklich zu. Das Jahreshoch wurde ebenfalls Anfang März 2022 bei 27 US-Dollar je Feinunze erreicht. Danach ging es bis Anfang September 2022 fast sechs Monate nahezu stetig bergab, als der Preis bei 17,50 US-Dollar ein 2-Jahres-Tief markierte. Silber wies zwischenzeitlich auch eine deutlich schlechtere Preisentwicklung auf als Gold. Dies verdeutlicht die Entwicklung des Gold-Silber-Verhältnisses, das Anfang September 2022 bei 96,5 ein 2-Jahres-Hoch erreichte. Dank einer kräftigen Erholung in den zurückliegenden Wochen erreichte der Silberpreis Mitte Dezember 2022 wieder das Jahreseinstandsniveau. Dabei machte Silber auch gegenüber Gold Boden gut, wie der Rückgang des Gold-Silber-Verhältnisses auf deutlich unter 80 zeigt (siehe Grafik 4). Stark preisbelastend waren die meiste Zeit die kräftigen Abflüsse aus den Silber-ETFs. Diese beliefen sich nach elfeinhalb Monaten laut Bloomberg auf mehr als 4.000 Tonnen. Damit dürfte das zu Ende gegangene Jahr mit Abstand die stärksten ETF-Abflüsse seit der Auflage dieses Anlagevehikels vor 16 Jahren aufweisen.

Grafik 4: Silberpreis mit deutlicher Schwäche in den Sommermonaten

Allerdings wird damit die ansonsten angespannte Marktlage überdeckt. Wie das Silver Institute und Metals Focus Mitte November 2022 berichteten, dürfte der physische Silbermarkt (ohne ETFs) 2022 das größte Angebotsdefizit seit Jahrzehnten aufweisen. Es soll sich auf 194 Millionen Unzen (6.000 Tonnen) belaufen, womit die Nachfrage das Angebot um knapp 20 Prozent übertrifft. Treibender Faktor dahinter ist eine um 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 auf ein Rekordniveau steigende Silbernachfrage. Dazu sollen alle wesentlichen Nachfragekomponenten einen Beitrag leisten. Die Industrienachfrage soll dabei ebenso ein Rekordniveau markieren wie die Nachfrage nach Münzen und Barren sowie nach Schmuck und Silberwaren. Die dafür verantwortlichen Faktoren dürften auch im neuen Jahr Bestand haben. Die Industrienachfrage dürfte weiterhin von der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, der 5G-Technologie und dem von den Regierungen vorangetriebenen Aufbau der grünen Infrastruktur wie Fotovoltaik profitieren. Die physische Investmentnachfrage sollte unvermindert durch die Angst vor hoher Inflation begünstigt werden. Sollte dann auch die Stimmung der ETF-Anleger drehen und sie wieder auf die Käuferseite wechseln, würde sich der Silbermarkt im neuen Jahr noch stärker anspannen.

Diese Aussicht sowie unsere Prognose eines höheren Goldpreises sprechen für einen steigenden Silberpreis. Auch Silber dürfte vom Auslaufen der Fed-Zinserhöhungen und den danach einsetzenden Spekulationen auf Zinssenkungen profitieren. Die erwartete Konjunkturerholung nach dem Ende der Rezession dürfte Silber als Edelmetall mit einer hohen industriellen Verwendung zusätzlich zugutekommen. Durch die Lockerung der Coronabeschränkungen in China dürfte die Silbernachfrage einen weiteren Schub bekommen, da China der größte Silberkonsument ist. Dass hier Erholungspotenzial besteht, zeigen die chinesischen Silberimporte. Sie lagen nach zehn Monaten des zu Ende gegangenen Jahres auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Wir trauen daher Silber zu, Boden gegenüber Gold gutzumachen. Wir rechnen mit einem Preisniveau von 23 US-Dollar je Feinunze zur Jahresmitte und einem Preisanstieg auf 25 US-Dollar bis zum Jahresende 2023. Das Gold-Silber-Verhältnis würde dann bei 74 liegen.

Produktidee: Zertifikate und Optionsscheine auf Gold und Silber

Sie möchten von der künftigen Wertentwicklung von Gold und Silber profitieren? Mit Zertifikaten und Optionsscheinen von Société Générale haben Sie die Möglichkeit, an steigenden oder fallenden Notierungen zu partizipieren. Ein Überblick über das gesamte Produktspektrum steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung.

Aber Achtung: Da die von Société Générale angebotenen Produkte in Euro notieren, der Handelspreis von Gold allerdings in US-Dollar, besteht für den Investor ein Währungsrisiko, wenn der Euro/US-Dollar-Wechselkurs steigen sollte. Um das Wechselkursrisiko für den Anleger auszuschalten, bietet Société Générale in der Regel neben einer nicht währungsgesicherten Variante (Non-Quanto) auch eine währungsgesicherte bzw. währungsoptimierte (Quanto) Variante an.

Partizipations-Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit

WKN

Basiswert

Bezugsverhältnis

Quanto

Geld-/Briefkurs

CU0 V6T

Gold

10:1

Ja

159,70/159,75 EUR

CU0 QXV

Gold

10:1

Nein

162,06/162,09 EUR

CU0 V6V

Silber

1:1

Ja

21,29/21,32 EUR

CU0 V6U

Silber

1:1

Nein

21,46/21,49 EUR

Discount-Zertifikate

WKN

Basiswert

Cap

Discount

Max. Rendite p.a.

Bewertungstag

Quanto

Geld-/Briefkurs

SN0 7GQ

Gold

1.650,00 USD

11,43 %

4,48 %

15.09.2023

Ja

159,52/159,59 EUR

SH7 NTX

Gold

1.650,00 USD

12,80 %

6,66 %

15.09.2023

Nein

148,12/148,19 EUR

SH7 NTB

Silber

21,00 USD

16,69 %

8,19 %

15.09.2023

Ja

19,70/19,75 EUR

SH7 NUB

Silber

21,00 USD

18,10 %

10,74 %

15.09.2023

Nein

18,27/18,32 EUR

BEST Turbo-Optionsscheine

WKN

Basiswert

Typ

Basispreis/Knock-Out-Barriere

Hebel

Laufzeit

Quanto

Geld-/Briefkurs

SQ2 2PS

Gold

Call

1.591,9953 USD

8,5

Unbegrenzt

Nein

20,06/20,08 EUR

SN4 WK4

Gold

Put

2.027,8798 USD

8,0

Unbegrenzt

Nein

21,33/21,35 EUR

SQ5 N7U

Silber

Call

20,9618 USD

8,3

Unbegrenzt

Nein

2,68/2,69 EUR

SD7 03D

Silber

Put

26,5677 USD

8,2

Unbegrenzt

Nein

2,71/2,72 EUR

Stand: 20. Dezember 2022; Quelle: Société Générale

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt zu Informationszwecken lediglich in Kurzform und stellt einen Auszug aus dem Gesamtangebot von Société Générale sowie keine Anlageempfehlung dar. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN. Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern, den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.