Märkte
Mit knappen Gasölvorräten in den Winter
Die Preise am Gasölmarkt haben in diesem Jahr starke Kapriolen geschlagen. Auch wenn sie dank eines kurzfristig höheren Angebots zuletzt etwas zurückgekommen sind, bleibt die Lage wegen der sehr niedrigen Vorräte in den OECD-Ländern angespannt. Mit dem ab Februar 2023 greifenden EU-Embargo droht sie sich sogar wieder zuzuspitzen. Erst wenn sich die Dieselnachfrage mit Auslaufen der Heizsaison verlangsamt und gleichzeitig wieder mehr Raffineriekapazitäten an den Markt kommen, dürfte sich der Crackspread allmählich normalisieren und der Gasölpreis nachhaltig unter 1.000 US-Dollar je Tonne rutschen.
Am Gasölmarkt bleibt die Lage angespannt, auch wenn der Gasölpreis selbst bzw. auch der Crackspread, also der Abstand zum Rohölpreis, zuletzt deutlich nachgegeben haben (siehe Grafik 1). Mit knapp 1.000 US-Dollar kostet eine Tonne Gasöl derzeit immerhin 35 Prozent weniger als im Rekordhoch im März bzw. 30 Prozent weniger als im Sommer. Dass die Preise zuletzt zurückgekommen sind, war im Wesentlichen drei Faktoren zu verdanken: 1. Die Streiks in den fünf französischen Raffinerien wurden beigelegt und die IEA (Internationale Energie Agentur) schätzt, dass seit Mitte November wieder bei Normalauslastung gearbeitet wird. 2. China hat für das vierte Quartal seine Exportquoten angehoben und 3. Russland hat im Vorfeld der Embargos seine Lieferungen sogar steigern können.
Wir erachten die Entlastung allerdings nur als vorübergehend. Schließlich gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die die Preise weiterhin unterstützen:
Niedrige Vorräte in den OECD-Ländern: Im September lagen die industriellen Vorräte an Mitteldestillaten in den OECD-Ländern laut IEA-Statistik gut 100 Millionen Barrel niedriger als üblich (siehe Grafik 2). Sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks stellt sich die Situation angespannt dar: In den USA liegen die Destillatebestände mit 106 Millionen Barrel fast auf dem 17-Jahres-Tief von Anfang Mai. Die US-Energiebehörde konstatierte Anfang November, dass die US-Destillatevorräte zu dieser Jahreszeit, also kurz vor Beginn der Heizsaison, so niedrig waren wie zuletzt vor 70 Jahren. Die Lagerabweichung vom saisonüblichen Niveau belief sich von April bis zu diesem Zeitpunkt auf mehr als 20 Prozent. Mit den stabilen Vorräten von Anfang November hat sich die Abweichung immerhin etwas verringert. Aber vor allem im Nordosten der USA, wo noch immer viel Heizöl genutzt wird, ist der Abstand mit einem Unterhang von über 40 Prozent hoch. Die US-Regierung erwägt auch deshalb, den Unternehmen der Region eine bestimmte Mindestvorratshaltung vorzuschreiben. Auch in Europa sind die Gasölbestände seit Monaten auf einem sehr niedrigen Niveau, selbst wenn sich die Vorräte in den Lagern der Region Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen (ARA) von ihrem 8-Jahres-Tief im Juni gegen den Trend etwas erholt haben und sich die Abweichung der ARA-Gasölvorräte vom saisonüblichen Niveau immerhin auf 25 Prozent verringert hat.
Hohe (saisonale) Nachfrage: Die Nachfrage nach Destillaten ist zum einen witterungs-, zum anderen konjunkturabhängig. In ihrem Ausblick für Winterkraftstoffe geht die US-Energiebehörde EIA davon aus, dass die Heiznachfrage in den USA im bevorstehenden Winter höher sein wird, da er etwas kälter ausfallen soll als der vorherige und die durchschnittlichen Winter der vergangenen zehn Jahre. Die Zahl der bevölkerungsgewichteten Heiztage soll in diesem Winter 6 Prozent höher liegen als im Vorjahr und 2 Prozent höher als im 10-Jahres-Durchschnitt. Eine Verlangsamung zeichnet sich aber bei der industriellen Nachfrage in den USA ab: Die EIA rechnet inzwischen nur noch mit einem Anstieg der nach Dieselverbrauch gewichteten Industrieproduktion um 3,3 Prozent, dem sogar ein leichter Rückgang im nächsten Jahr folgen soll. Gleichzeitig ist die Nachfrage aus dem Ausland kräftig, was die stark gestiegenen US-(Netto-)Exporte für Ölprodukte bestätigen (siehe Grafik 3). Sie bewegen sich seit März in einer Spanne um 4 Millionen Barrel pro Tag und damit auf einem Niveau, das zuvor nur wenige Male erreicht wurde. Im Oktober wurde in einer Woche sogar erstmals die Marke von 5 Millionen Barrel pro Tag übertroffen. Wohl auch deshalb war in den USA eine Debatte über eine mögliche Beschränkung der Exporte von Ölprodukten entbrannt.
(Drohende) Angebotsausfälle Russlands: Russland ist ein bedeutsamer Anbieter am Dieselmarkt. Die EU allein bezog im vergangenen Jahr täglich 500.000 Barrel Diesel aus Russland. Daran hat sich bisher wenig geändert. Im Oktober kletterten die Lieferungen laut IEA aufgrund der Raffineriestreiks in Frankreich und üblicher Instandhaltungsmaßnahmen in den europäischen Raffinerien sogar noch mal auf 600.000 Barrel pro Tag. Mit dem Inkrafttreten des EU-Ölembargos dürfte sich die Lage am europäischen Markt Anfang Dezember weiter zuspitzen, weil die Belieferung einiger Raffinerien mit Rohöl in Ost- und Mitteleuropa dann schwieriger wird. Neben Deutschland, das mit gut 300.000 Barrel pro Tag zwar größter Abnehmer der Druschba-Pipeline ist, aber damit nur 20 Prozent seiner Importe deckt, bezogen bislang Polen und die Slowakei größere Mengen über diese Pipeline. Pipeline-Öl ist zwar vom Ölembargo ausgenommen. Aber nur die drei mittelosteuropäischen Länder Tschechien, Ungarn und die Slowakei wollen von der Ausnahmeregelung Gebrauch machen und weiterhin Pipeline-Öl aus Russland beziehen. Ab Anfang Februar 2023 greift dann auch das Ölembargo für Ölprodukte aus Russland, was zu einer weiteren Angebotsverknappung am europäischen Dieselmarkt beitragen dürfte. Das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie erwartet, dass die Dieselvorräte in Nordwesteuropa im Februar 2023 auf 210,4 Millionen Barrel fallen werden und damit auf das niedrigste Niveau seit mindestens 2011.
Mögliche Exportbeschränkungen: In den USA wird darüber diskutiert, wie man bei den ausgesprochen hohen Dieselpreisen gegensteuern kann. Eine Maßnahme, die vor allem vor den Wahlen erwogen wurde, sind Exportbeschränkungen; eine andere derzeit intensiver diskutierte Möglichkeit ist die Vorgabe eine Mindestvorratshaltung für Unternehmen im Nordosten der USA, wo die Vorräte momentan besonders knapp sind. Letzteres würde wohl indirekt zumindest kurzfristig ebenfalls den Export bremsen, da die Diesellieferungen von der US-Golfküste zunächst an die Ostküste gingen. Fakt ist aber auch, dass diese Maßnahmen vom Kongress bewilligt werden müssten. Unabhängig davon ist die Ausfuhr von US-Diesel nach Europa auch ohne Exportbeschränkungen wenig attraktiv. Damit sich dies ändert, müsste sich der Dieselpreis in Europa dem höheren Preisniveau in den USA annähern.
China steigert zwar sein Exportangebot zum Jahresende, aber ...: China war in den vergangenen Jahren bedeutender Nettoexpor- teur von Mitteldestillaten. In diesem Jahr sind die Dieselexporte aber stark zurückgegangen, weil die Exportquoten reduziert wur- den. Im Durchschnitt wurden von Januar bis August daher nur 470.000 Tonnen pro Monat (gut 100.000 Barrel pro Tag) exportiert, verglichen mit 1,9 Millionen Tonnen pro Monat (460.000 Barrel pro Tag) im Vergleichszeitraum 2021. Eine Trendwende ist allerdings abzusehen: Die chinesischen Dieselexporte stiegen im September auf ein 15-Monats-Hoch von 1,73 Millionen Tonnen oder umge- rechnet 430.000 Barrel pro Tag (siehe Grafik 4). Die Exportquoten für das vierte Quartal wurden zudem deutlich um 13,25 Millionen Tonnen erhöht, was 55 Prozent der zuvor in diesem Jahr erteilten Quoten entspricht. Analysten und handelsnahe Quellen schätzen, dass die Kraftstoffexporte Chinas daraufhin im Oktober auf mehr als 4 Millionen Tonnen steigen könnten, davon der Großteil Diesel und Kerosin. Beide Mitteldestillate profitieren dabei von den für die Raffinerien attraktiven Margen. Allerdings dürfte es laut Daten- anbieter Kpler wegen der hohen Transportkosten nicht dazu kommen, dass größere Mengen davon nach Europa gehen. Laut Daten von Refinitiv sollten im Oktober 289.000 Tonnen Gasöl zum Transport nach Nordwesteuropa verladen werden. Deutlich mehr Diesel sollte im Oktober aus Indien und dem Mittleren Osten nach Europa exportiert werden, nämlich 480.000 bzw. 834.000 Tonnen. Hier machen sich die im Vergleich zu China kürzeren Transport- wege bemerkbar.
Dieselpreis für längere Zeit auf höherem Niveau
Die genannten Faktoren sprechen fast alle dafür, dass das Dieselangebot in Europa in den kommenden Monaten angespannt bleiben dürfte. Noch lässt sich nicht absehen, ob es gelingen wird, den Wegfall der russischen Lieferungen adäquat zu ersetzen. Fallen die USA bei einem möglichen Exportverbot als Ersatzanbieter aus, dürfte dies schwierig werden. Da sich die Transportwege für Diesellieferungen aus Asien deutlich verlängern, steigen damit auch die Transportkosten. Zudem sind die Tanker dann für längere Zeit gebunden, womit die freien Tankerkapazitäten schrumpfen. Die Lagerbestände sind bereits niedrig und bieten somit nur einen geringen Puffer. Kommt es zu unplanmäßigen Ausfällen wie jüngst durch den Streik in Frankreich oder durch mögliche Anschläge auf die Infrastruktur wie im Fall der Nord-Stream-Gaspipelines, könnte das Dieselangebot richtig knapp werden.
All dies rechtfertigt unseres Erachtens einen dauerhaften höheren Preisaufschlag von Diesel gegenüber Rohöl. Die konjunkturbedingt schwächere Nachfrage sollte jedoch einer noch stärkeren Ausweitung der Preisdifferenz entgegenstehen. Wir erwarten, dass der Dieselpreis Ende des Jahres bei 1.100 US-Dollar je Tonne handelt und in der ersten Jahreshälfte 2023 nur geringfügig auf 1.000 US-Dollar nachgeben wird. Erst danach sollte sich die Lage am Dieselmarkt etwas entspannen und der Preis wieder dauerhaft unter die Marke von 1.000 US-Dollar rutschen. Ende 2023 sollte Diesel bei 950 US-Dollar notieren.
Produktidee: Optionsscheine und Zertifikate auf Gasöl
Sie möchten von der künftigen Wertentwicklung von Gasöl profitieren? Mit Zertifikaten und Optionsscheinen von Société Générale haben Sie die Möglichkeit, an steigenden oder fallenden Notierungen zu partizipieren. Ein Überblick über das gesamte Produktspektrum steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung.
Aber Achtung: Da die von Société Générale angebotenen Produkte in Euro notieren, der Handelspreis von Gasöl allerdings in US-Dollar, besteht für den Investor ein Währungsrisiko, wenn der Euro/US-Dollar-Wechselkurs steigen sollte.
Partizipations-Zertifikat mit unbegrenzter Laufzeit
WKN |
Basiswert |
Quanto |
Geld-/Briefkurs |
---|---|---|---|
Gas Oil-Future |
Nein |
11,02/11,05 EUR |
BEST Turbo-Optionsscheine
WKN |
Basiswert |
Typ |
Basispreis/Knock-Out-Barriere |
Hebel |
Quanto |
Laufzeit |
Geld-/Briefkurs |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Gas Oil-Future |
Call |
566,2444 USD |
2,4 |
Nein |
Unbegrenzt |
3,75/3,76 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Call |
783,3941 USD |
5,7 |
Nein |
Unbegrenzt |
1,59/1,60 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Put |
1.378,3299 USD |
2,1 |
Nein |
Unbegrenzt |
4,28/4,30 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Put |
1.152,3925 USD |
4,3 |
Nein |
Unbegrenzt |
2,15/2,16 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Put |
1.062,5409 USD |
7,4 |
Nein |
Unbegrenzt |
1,23/1,24 EUR |
Faktor-Optionsscheine
WKN |
Basiswert |
Strategie |
Faktor |
Laufzeit |
Geld-/Briefkurs |
---|---|---|---|---|---|
Gas Oil-Future |
Long |
2 |
Unbegrenzt |
5,65/6,67 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Long |
5 |
Unbegrenzt |
9,57/9,67 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Long |
10 |
Unbegrenzt |
3,06/3,12 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Short |
–2 |
Unbegrenzt |
4,88/4,90 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Short |
–5 |
Unbegrenzt |
2,45/2,48 EUR |
|
Gas Oil-Future |
Short |
–10 |
Unbegrenzt |
9,43/9,62 EUR |
Stand: 23. November 2022; Quelle: Société Générale
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt zu Informationszwecken lediglich in Kurzform und stellt einen Auszug aus dem Gesamtangebot von Société Générale sowie keine Anlageempfehlung dar. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN. Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern, den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.