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Aktienanleihen – Das Beste aus zwei Welten

Aktienanleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, mit denen Anleger jährliche Zinszahlungen erhalten, die im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen deutlich über dem aktuellen Marktniveau notieren. Im Gegenzug dafür besitzt die Emittentin ein Wahlrecht, am Ende der Laufzeit entweder den Nominalbetrag zurückzuzahlen oder eine vorher festgelegte Anzahl an Aktien des zugrunde liegenden Basiswerts zu liefern. Das Chance-Risiko-Verhältnis einer Aktienanleihe liegt genau im Mittelfeld – zwischen einer defensiveren Anleihe und einer offensiveren Aktie.

Aktienanleihen notieren ebenso wie Unternehmensanleihen in Prozent und beziehen sich auf einen festen Nominalbetrag. Dieser beträgt bei Aktienanleihen in der Regel 1.000 Euro. Bei einem Aktienanleihenkurs in Höhe von 99 Prozent müssen also bei Kauf der Aktienanleihe 99 Prozent des Nominalbetrags aufgewendet werden. Dies entspricht einem Betrag von 990 Euro.

Beispiel
Die Aktienanleihe hat eine Laufzeit von einem Jahr und zahlt am Ende der Laufzeit einen Zinssatz in Höhe von 13,5 Prozent p.a. Der Basispreis der Aktienanleihe liegt bei 25 Euro. Der Aktienanleihe mit einem Nominalbetrag von 1.000 Euro liegen somit 40 Aktien zugrunde. Bei Emission der Aktienanleihe notiert die ABC-Aktie, auf die sich die Aktienanleihe bezieht, bei 28 Euro und die Aktienanleihe bei 100 Prozent.

Für die Tilgung der Aktienanleihe zum Ende der Laufzeit gilt Folgendes:

  • Notiert der Kurs der ABC-Aktie über dem Basispreis, erfolgt die Rückzahlung zum Nominalbetrag in Höhe von 1.000 Euro.
  • Notiert der Kurs der ABC-Aktie unter dem Basispreis, erfolgt die Tilgung durch Lieferung der festgelegten Anzahl Aktien (40 Stück).

Die Zinszahlung in Höhe von 135 Euro (13,5 Prozent p.a. x 1.000 Euro) erhalten Anleger in jedem Fall, also unabhängig davon, wie sich die zugrunde liegende ABC-Aktie entwickelt hat.

Die Konstruktion
In der letzten Ausgabe von ideas sind wir auf das Auszahlungsprofil und die Konstruktion eines Discount-Zertifikats eingegangen. Ähnlich verhält sich dies auch bei einer Aktienanleihe, mit dem Unterschied, dass der Anleger bei einem Discount-Zertifikat einen Abschlag auf den Preis des Basiswerts erhält, während er bei der Aktienanleihe eine sichere Zinszahlung am Ende der Laufzeit ausgezahlt bekommt.

Auch die Aktienanleihe wird mithilfe verschiedener Finanzinstrumente konstruiert. Da es in der Theorie unterschiedliche Möglichkeiten gibt, eine Aktienanleihe darzustellen, soll im Folgenden auf die Vorgehensweise eingegangen werden, die in der Praxis häufiger zur Anwendung kommt.

So lässt sich die Aktienanleihe in einen Kauf einer festverzinslichen Anleihe, die einen festen Zinssatz zahlt, und eine verkaufte Put Option, die sich auf die zugrunde liegende Aktie bezieht, zerlegen.

Durch den Verkauf der Put Option, deren Basispreis (Strike) der Höhe des Basispreises der Aktienanleihe entspricht, fließt in die Konstruktion der Aktienanleihe eine Optionsprämie ein. Diese Optionsprämie spiegelt sich bei der Aktienanleihe in Form von zusätzlichen Zinsen im Zinskupon wider. Angenommen die Aktienanleihe mit Laufzeit von einem Jahr notiert bei 100 Prozent und zahlt einen Zinssatz in Höhe von 10 Prozent p.a. Die marktüblichen Zinsen für eine herkömmliche Anleihe entsprechender Laufzeit betragen aber nur 3 Prozent p.a. So wird deutlich, dass die Differenz der verbleibenden 7 Prozent folglich aus der Optionsprämie der verkauften Put Option kommt. Liegt der Kurs der Aktienanleihe unter 100 Prozent, ist die Optionsprämie sogar noch höher. Somit setzt sich der Zinssatz einer Aktienanleihe aus dem für herkömmliche Anleihen üblichen Marktzins sowie der Optionsprämie der in der Konstruktion enthaltenen Put Option zusammen.

Der Wert der Aktienanleihe bei Emission wird durch die Differenz des Werts der Anleihenkomponente und der Optionsprämie ermittelt. Da die in der Aktienanleihe enthaltene Option verkauft wird, wird von dem in Prozent notierten Kurs der Anleihenkomponente der (in Prozent umgerechnete) Optionspreis abgezogen.

Grafik 1: Rückzahlungsprofil einer Aktienanleihe am Laufzeitende

Die Einflussfaktoren
Der Wert einer Aktienanleihe wird während der Laufzeit von verschiedenen Parametern (Einflussfaktoren) bestimmt. Die wichtigsten sind dabei: das aktuelle Zinsniveau, die erwartete Volatilität (Schwankungsbreite des zugrunde liegenden Basiswerts) und die Wertentwicklung des Basiswerts.

  • Das Zinsniveau: Ein Anstieg des Zinsniveaus bedeutet fallende Aktienanleihenkurse, umgekehrt hat ein Sinken des Zinsniveaus steigende Aktienanleihenkurse zur Folge. Die Begründung liegt in der Anleihenkomponente, die in der Konstruktion der Aktienanleihe enthalten ist. Steigt das Zinsniveau und damit die Rendite konkurrierender Anlageformen, sollte auch die Rendite der Anleihe steigen. Dies erfolgt, indem die Kosten des Erwerbs der Anleihe gesenkt werden. Das heißt, der Preis der Anleihe fällt, was zu einer Steigerung der Rendite führt. Für die Aktienanleihe bedeutet dies einen Preisrückgang. Bei einem fallenden Zinsniveau ist dies genau umgekehrt. Die Zinsveränderung wirkt sich aber nicht nur auf die Nullkuponanleihe aus, sondern auch auf die in der Konstruktion enthaltene Put Option. Der Einfluss ist aber vergleichsweise so gering, dass er vernachlässigt werden kann.

  • Die Volatilität: Die Volatilität hat wesentlichen Einfluss auf die in der Aktienanleihe enthaltene Put Option. Steigt (Sinkt) die erwartete Volatilität, verteuert (verbilligt) sich der Put. Somit steigt (sinkt) die im Anleihenkurs enthaltene Optionsprämie, was wiederum einen Rückgang (Anstieg) des Aktienanleihenkurses zur Folge hat.

  • Der Kurs des Basiswerts: Steigt der Kurs des Basiswerts, verliert die Put Option an Wert, während hingegen ein Rückgang des Basiswertkurses einen Optionspreisanstieg bewirkt. Dies bedeutet, dass die Aktienanleihe an Wert zunimmt (abnimmt), wenn der Kurs des Basiswerts steigt (fällt), da der in der Konstruktion enthaltene Optionspreis sinkt (steigt).

Einflussfaktoren

Einflussfaktor

Kurs der Aktienanleihe

Zinsniveau

↑ (↓)

↓ (↑)

Basiswertkurs

↑ (↓)

↑ (↓)

Volatilität

↑ (↓)

↓ (↑)

Quelle: Commerzbank AG

Fazit
Die Investition in eine Aktienanleihe eignet sich besonders für Anleger, die in stagnierenden, leicht fallenden oder leicht steigenden Märkten von hohen Zinseinnahmen profitieren möchten. Im Gegenzug zu den überdurchschnittlichen Zinsen geben Anleger zwar – verglichen mit einem reinen Aktieninvestment – einen Teil ihres Chancenpotenzials auf, da sie an Kurssteigerungen des zugrunde liegenden Basiswerts nicht partizipieren. Das bedeutet zugleich aber: Für eine positive Rendite sind sie somit nicht von steigenden Aktienkursen abhängig. Es genügt, wenn die Aktie ihr Niveau hält. Zusätzlich sind die Vorteile – verglichen mit einem Direktinvestment in die Aktie – nicht an ein erhöhtes Risiko gebunden. Im ungünstigen Fall von Basiswertkursrückgängen unter den Basispreis spiegeln Aktienanleihen per Fälligkeit die Kursentwicklung des zugrunde liegenden Basiswerts wider. Dabei fungieren die Zinszahlungen, die unabhängig von der Entwicklung des Basiswerts gezahlt werden, als eine Art Sicherheitspuffer.

Die Commerzbank bietet eine Vielzahl von Aktienanleihen auf über 100 Basiswerte an. Je nach Chance-Risiko-Profil können Anleger zwischen verschiedenen Basispreisen, Zinssätzen und Laufzeiten wählen. Des Weiteren stehen Zinsjägern neben den klassischen Aktienanleihen weitere Varianten wie Plus, PlusPro oder Floating Plus-Aktienanleihen zur Verfügung. Mit diesen Ausstattungsmerkmalen lassen sich erzielbare Erträge aus der Aktienanleihe optimieren und über Kursschwellen steuern und zeitlich begrenzen.

Ein Überblick über das gesamte Spektrum an Aktienanleihen steht Ihnen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.